Ausgehend von der Frage, daß unentschieden ist, wer die Menschen heute krank
macht, werden, zentriert um Thomas S. Szasz, außerdem Konspekte zu dessen Werk von Wolf-Dieter Narr, Gerburg
Treusch-Dieter, Hans-Peter Dreitzel, Elke Heitmüller, Alexander Meschnig, Bernd Ternes, Renate Bauer und Dietmar
Kamper vorgetragen.
Ziel des Symposiums war sowohl die Ehrung von Thomas S. Szasz als auch die konzeptionelle Vorbereitung des Foucault-Tribunals
zur Lage der Psychiatrie im Mai 1998. Es geht um "Krankheit" und "Gesundheit" und um die Verheerungen
der Normalität.
DIE KRANKEN UND DIE ÄRZTE
Die Krankheit ist ein Zustand
Die Gesundheit ist auch ein Zustand,
er ist nur mieser.
Ich will sagen feiger und armseliger.
Kein Kranker, der nicht aufgekommen wäre.
Kein Gesunder, der nicht eines Tages Verrat begangen hätte, weil er nicht krank sein wollte,
wie jene Ärzte, deren Behandlung ich erfuhr.
Mein ganzes Leben bin ich krank gewesen und ich fordere einzig und allein, daß man mich gewähren lasse.
Denn die Mangelzustände des Lebens haben mich meine Macht immer noch besser spüren lassen als diese kleinbürgerlichen
Kredenzen....-
Schluß mit der wohlfeilen Gesundheit.
Das Grauen muß man lieben, das Fieber,
die Gelbsucht und ihre Perfidie,
viel mehr als die Euphorie.
Und so glaube ich,
daß es an mir ist,
dem immer-und-ewigen Kranken,
alle Heiler zu heilen,
alle die, die mangels Krankheit als Ärzte geboren sind,
und daß es nicht an den Ärzten ist, die die furchtbaren Zustände meiner Krankheit nicht kennen,
mir ihre Insulintherapie zu verpassen,
die Gesundheit
einer Welt
von Schlappschwänzen
Antonin Artaud
1946 nach 9 Jahren Psychiatrie